»Joseph Wulf - ein Schriftsteller in Deutschland«

Henryk M. Broder, BRD 1977

Spielfilm, 208 Min., engl. OF m. engl. UT

Dokumentarfilm, 90 Min., Dt. OF

Die erste Generation der Shoa-Historiker ist in Deutschland bis heute weitestgehend unbekannt oder vergessen. Entgegen dem gängigen Glauben an ein jahrzehntelanges Beschweigen der Ereignisse begannen jüdische Aktivisten bereits während der millionenfachen Vernichtung mit der Dokumentation der Verbrechen. Unmittelbar nach der Befreiung publizierten sie erste Quellen und Analysen, die in der Erstausgabe zumeist auf Jiddisch verfasst waren und zum Teil bis heute nur einem kleinen Kreis bekannt sind. So auch die Werke des jüdischen Shoah-Überlebenden Joseph Wulfs. Diese wurde von den etablierten Historikern der Bundesrepublik Deutschland lange Zeit pauschal als unwissenschaftlich abqualifiziert und sein jüdischer Verfasser persönlich diffamiert. Wulf griff dem, was später als Täterforschung akademische Karriere machte, in seinen Studien vor. Trotzdem blieb er als Jude, Staatenloser und Privatgelehrter zeitlebens ein Außenseiter der Geschichtswissenschaft. Nach seinem Tod geriet sein Werk weitestgehend in Vergessenheit. Erst in jüngerer Zeit wird seine Person wieder wahrgenommen. Der Film von Henryk M. Broder ist eine der ersten Würdigungen des jüdischen Historikers überhaupt.

Im Anschluss an den Film:

Gespräch mit den Historikern Anselm Meyer und Alex Carstiuc

»Exodus«

Otto Preminger, USA 1960

Spielfilm, 208 Min., engl. OF m. engl. UT

AUT 2008, 89 min, dt. OF mit engl. Untertiteln, digitale Projektion

Als Abschlussveranstaltung für “Confronting Antisemitism - Kongress der ÖH” und anlässlich des 70. Jahrestags der Israelischen Staatsgründung zeigt der Filmclub Tacheles den monumentalen Kultfilm EXODUS an der Universität Wien. Die Romanverfilmung des österreichisch-amerikanischen Regisseurs Otto Preminger aus dem Jahre 1960 hat die schwierige Migration europäischer Shoah-Überlebender in das Mandatsgebiet Palästina um 1947 zum Thema und zeigt weiterführend die inneren und äußeren Konflikte im vorstaatlichen Israel.

► Einführungsvortrag von Dr. Sandra Goldstein – Institut für Judaistik / Israel Studies (Englisch)

Filmvorführung »Zwischen allen Stühlen« mit Karl Pfeifer

»Zwischen allen Stühlen. Lebenswege des Journalisten Karl Pfeifer.«

AUT 2008, 89 min, dt. OF mit engl. Untertiteln, digitale Projektion

Karl Pfeifer war erst zehn Jahre alt, als er 1938 mit seiner Familie aus dem nationalsozialistischen Österreich nach Ungarn fliehen musste. Nachdem er 1940 Mitglied der sozialistisch-zionistischen Jugendorganisation Haschomer Hatzair wurde, konnte er noch vor der deutschen Besetzung Ungarns mit einem Kindertransport in das Mandatsgebiet Palästina gerettet werden. Im werdenden Israel lebte er zunächst in einem Kibbuz, ab 1946 diente er in der militärischen Spezialeinheit Palmach. Er blieb bis nach der Staatsgründung 1948 Teil der Israelischen Streitkräfte (IDF/Tsahal) und kämpfte im Unabhängigkeitskrieg für die Existenz des Jüdischen Staates. Im Jahre 1951 kehrte er über Frankreich und die Schweiz nach Österreich zurück, wo er – trotz Unterbrechungen – bis heute wohnhaft ist.

Der biografische Dokumentarfilm »Zwischen allen Stühlen. Lebenswege des Journalisten Karl Pfeifer.« (AUT 2008) begleitet Karl Pfeifer auf einer außergewöhnlichen Reise durch seine Vergangenheit und bietet dabei eindrucksvolle Einblicke in die Geschichte des 20. Jahrhunderts.

KARL PFEIFER zählt zu den zentralen Persönlichkeiten der jüdisch-österreichischen Erinnerungskultur. Er war von 1982 bis 1995 als Redakteur der IKG-Zeitung „Gemeinde“ tätig, arbeitete in den 1990ern als Korrespondent für das israelische Radio und ist bis in die Gegenwart als freier Journalist tätig. Nach der dokumentarfilmischen Biografie »Zwischen allen Stühlen. Lebenswege des Journalisten Karl Pfeifer.« erschien 2013 seine Autobiografie »Einmal Palästina und zurück: Ein jüdischer Lebensweg.« beim Verlag Edition Steinbauer, Wien.

Anschließend: Moderiertes Gespräch mit Karl Pfeifer

Balagan am Campus : »Jerusalem Is Proud to Present« (IL 2008)

Freiluft-Kino und Campusparty
14.06.2017, 20:30 Hof ll

»Balagan« (בלגן) ist ein umgangssprachlicher Begriff aus dem Hebräischen. Er steht für »Chaos« und »Unordnung« - ein geradezu programmatischer Name für die Zusammenarbeit zwischen den JÖHs und dem FCT.

Unsere Veranstaltung reiht sich in die fantastische »Vienna Pride Week« ein, die in diesem Jahr stolze 10 Tage dauern wird. Aus diesem Anlass zeigen wir euch einen Film aus dem Herzen der Jerusalemer LGBTIQ-Community:

»Jerusalem Is Proud to Present« ISR 2008, 81 min.

Das Documentary-Motion von Nitzan Gilady begleitet die israelische LGBT-Community »Open House« bei der Organisation der ersten World Pride in Jerusalem 2006, die in Reaktion auf einen fundamentalistisch motivierten Angriff auf die Jerusalem Pride 2005 veranstaltet wurde. Anders als in Tel Aviv, welches wohlverdient den Ruf als nahöstliches LGBT-Kapitol genießt, bildete sich in Jerusalem viel religiöser Widerstand gegen dieses Unterfangen. Der Dokumentarfilm gewährt dabei einen Einblick in jene Orte, die nichtsdestotrotz ein Zusammentreffen von unterschiedlichsten Backgrounds ermöglichen, ganz gleich, welche sexuelle Identität gelebt wird.

Einführungsvortrag: Sarah Kanawin (KritTFM, Thewi)